Vor knapp 80 Jahren wurde
M. Agejew‘s „Roman mit Kokain“ in einer Pariser Zeitschrift veröffentlicht. Erst
Ende letzten Jahres fand die zweite
Übersetzung dank Manesse in die Regale des deutschen Buchhandels. Über den
Verfasser selbst ist nur wenig bekannt. Es wird vermutet, dass sich der 1973
verstorbene Mark Lasarewitsch Lewi hinter dem Pseudonym verbirgt, wobei auch schon
die Theorie aufgestellt wurde, dass Vladimir Nabokov der Autor sei, was von
seinem Sohn jedoch verneint wurde. Um das Mysterium zu vervollständigen, zieht
sich auch durch den Titel eine gewisse Zweideutigkeit, die im Deutschen jedoch
nicht erkennbar ist. Der russische Begriff „roman“
kann nämlich sowohl mit Roman, als auch mit Romanze übersetzt werden.
Als Erzähler tritt der
Schüler und spätere Student Wadim Maslennikow auf, der im vorrevolutionären
Moskau auf zynische und rücksichtslose Weise ein Gesellschaftsbild im Umbruch
beschreibt, so dass man sich über den unsympathischen Charakter schon wieder
amüsiert.
Gleichzeitig berichtet
Wadim von seinen beiden großen Romanzen: Zunächst ist da die Liebesbeziehung zu der verheirateten Sonja.
Doch Wadim ist nicht in der Lage seine Gefühle, geschweige denn Respekt oder
Zuneigung zu zeigen, und so stößt er sie vor den Kopf.
Erst die zweite Hälfte
der Geschichte greift Wadims andere Romanze auf: das im Titel angeführte Kokain, durch
welches er nun zu Grunde geht.
Es ist faszinierend zu
beobachten, wie die Droge einerseits zur vollkommenen Zerstörung führt, und
andererseits Wadim die Möglichkeit eröffnet bildgewaltige Stimmungsbilder zu
schaffen – bis ihm das Ende des Rausches wieder seine innere Zerrissenheit
vorführt.
Somit zieht sich durch
den gesamten Roman eine gewisse Ambivalenz. Es ist kein Lehrroman über die
Schädlichkeit von Drogen, oder wie ein gemeiner Mensch seine gerechte Strafe
erfährt. Vielmehr wird das Kokain als Bindeglied zwischen dem moralischen
Denken und amoralischen Handeln des Protagonisten genutzt, so dass eine
ungeheure Seelenstudie entsteht.
Dieses und viele andere Manesse Exemplare lassen sich bei Felix Jud finden.
Dieses und viele andere Manesse Exemplare lassen sich bei Felix Jud finden.
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