Mittwoch, 2. April 2014

Über die Bücherzukunft: Gesprächsrunde zum Jubiläum der Buchhandlungskooperation 5plus

Gemeinsam die Buchhandels-Zukunft prägen: Die Vertreter der Gemeinschaft "5plus"
Im Dialog die Buchhandelskultur pflegen, zweimal im Jahr ein eigenes Magazin publizieren sowie in einer Edition bisher unveröffentlichte Texte berühmter Autoren verlegen – mit diesen Ansprüchen gründeten fünf literarische Buchhandlungen 2009 „5plus“. Inzwischen erzielt das 5plus Magazin eine Auflage von 30.000 Exemplaren und wird vom Literaturarchiv in Marbach gesammelt. In der 5plus Edition sind Texte von Louis Begley, Irène Némirovsky, Willam Boyd und Henry James erschienen. 

Viel Anerkennung für ihre kreativen Ideen erhält die Gemeinschaft seither von Verlagen und Branchenkollegen und im Laufe der Jahre ist die Kooperation um drei weitere Mitglieder gewachsen, so dass mit Buchhandlungen in Österreich und der Schweiz der gesamte deutschsprachige Raum abgedeckt ist.

Das fünfjährige Bestehen von „5plus“ nahmen die Buchhandlungen Felix Jud (Hamburg), Dombrowsky (Regensburg), Klaus Bittner (Köln), Lehmkuhl (München), Leporello (Wien), Librium (Baden b. Zürich), Schleichers/Kohlhaas & Company (Berlin) und zum Wetzstein (Freiburg) zum Anlass für eine Gesprächsrunde über die „Bücherzukunft“. So kamen am 1. April im Hamburger Literaturhaus sechs Podianten zusammen, die im Buchmarkt und der Literaturszene auf unterschiedlichste Art und Weise wirken:

Klaus von Dohnanyi, ehemaliger Erster Bürgermeister von Hamburg und Mitgründer des Hamburger Literaturhauses
Ulrich Greiner, Literaturkritiker und ehemaliger Feuilletonchef der ZEIT
Lothar Müller, Literaturkritiker und Literaturwissenschaftler
Michael Lemling, Geschäftsführer der Buchhandlung Lehmkuhl
Daniel Kampa, Verleger Hoffmann & Campe
Dagmar Fohl, Autorin


Eine lebendige Diskussion über die Zukunft der Buchbranche
entwickelte sich im Hamburger Literaturhaus
Wovon hängt die Zukunft des Buches und des Buchhandels ab? 
Vor diese Frage stellte Moderation Annemarie Stoltenberg die sechs Vertreter der Literaturszene. „In Zeiten einer virtuell verbundenen, digitalisierten Welt wird es zu einer der größten Herausforderungen, nachwachsende Generationen für das Lesen von Büchern zu begeistern“, betonte Klaus von Dohnanyi. „Denn wer früh beginnt zu lesen, der lässt es nicht mehr.“

Buchhandlungen, so führte Michael Lemling aus, müssten dabei ihren Trumpf als Orte des kulturellen Austausches ausspielen. „Mehr denn je sind wir als Buchhändler aufgerufen, mit unseren eigenen Meinungen und Emotionen vertreten zu sein. Sich mit den Kunden über ein Buch kritisch auseinanderzusetzen und Meinungsverschiedenheiten zuzulassen, stärkt die Beziehung zum Leser“, weiß Lemling aus Erfahrung.

Mit einem gewissen Eigensinn rückläufigen Markentwicklungen zu trotzen, sei Verlagen wie Buchhandlungen gleichermaßen empfohlen, befindet Daniel Kampa. Bei stetig wachsender Anzahl an Titeln, die jährlich um die Lesergunst werben, sichert eine glänzende Vermarktung noch lange nicht den Verkaufserfolg. Für Autoren heißt das zugleich: Auch sie sind stärker gefragt, wenn es darum geht, das eigene Buch öffentlichkeitswirksam in Szene zu setzen, führte Dagmar Fohl aus. „Qualität zu wahren und  literarische Vielfalt erhalten“ sind aus ihrer Sicht die unverzichtbaren Aufgaben des Buchhandels. Gerade inhabergeführte, mittelständische Buchhandlungen hätten den Vorteil einer größeren Flexibilität, bemerkte dazu Klaus von Dohnanyi.

Die wachsende Konkurrenz durch den Onlinebuchhandel ist gleichwohl nicht mehr wegzudiskutieren und - so stellte Ulrich Greiner klar - in Kleinstädten und ländlichen Gegenden ist das Internet eine wichtige Bezugsquelle für Lesestoff. „Das Buch selbst hat immer eine Zukunft. Die Frage ist nur, welche Formate und Geschäftsmodelle in der Buchbranche künftig tragfähig sein werden“, so Greiner.

In jedem Fall - darüber waren sich alle Podianten einig - sollte ein jeder Branchenvertreter mit Blick auf die Bücherzukunft ein gesundes Selbstbewusstsein an den Tag legen, um die eigene Rolle positiv auszufüllen. Um es mit den Worten von Wilfried Weber, Geschäftsführer von Felix Jud, zu sagen: „Wir müssen uns als Juwel verstehen, nicht als Nische“.

Fotos: Tim Brüning