Ganze 600 Seiten umfasst das Werk „Spiel der Zeit“ (Verlag: DVA), mit dem
Ulla Hahn die Reihe ihrer autobiographisch gefärbten Bildungsromane fortsetzt.
Der Zeitraum von drei Jahren, den das Buch bis zu seiner Vollendung benötigte,
erscheint bemerkenswert kurz. „Ich bin sehr diszipliniert beim Schreiben,
fragen Sie meinen Mann, der sitzt mir im Nacken“, erklärt Ulla Hahn dazu
schmunzelnd. Mit erfrischender Leichtigkeit präsentierte die Autorin am
Dienstagabend bei Felix Jud ihren doch so ganz und gar nicht leichten, vielmehr
thematisch schwergewichtigen neuen Roman.
Das Lesen ausgewählter Textpassagen, charmant gefärbt von
Dialogen im rheinländischen Dialekt der Protagonisten („Auch de Prolete könne
mit Messer und Gabel umgehen.“) wechselte sich dabei ab mit einem nicht minder
charmanten Gespräch zwischen Ulla Hahn und SPD-Politiker Hans-Ulrich Klose,
ehemals Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg und – was nicht
jeder wissen mag – Autor diverser lyrischer Werke. Ein sehr treffend gewählter
Gesprächspartner, bedenkt man doch, dass jedes Kapitel von „Spiel der Zeit“ mit
einem lyrischen Part abschließt.
Nach den bereits erschienenen Büchern „Das verborgene Wort“
(2002) und „Aufbruch“ (2006) setzt der neue Roman die Geschichte um das
Arbeiterkind Hilla Palm fort, die inzwischen zum Studium nach Köln gezogen ist
und dort die Atmosphäre der 68-er Jahre unmittelbar erlebt und erspürt: Demos
gegen die Notstandsgesetze, Begegnungen mit der von den damaligen „Revoluzzern“
gern in der Tasche geführten Mao-Bibel und die Liebe zu einem jungen Mann aus dem
Großbürgertum prägen die Zeit von Hilla in Köln, konterkariert von ihren
Wochenendbesuchen in der rheinländischen Heimat. „Es sind viele Lagen in dem Buch,
in die sich der Leser hineinbegeben kann. Nicht zuletzt, da es mein Anspruch
ist, nicht nur eine spannende Geschichte zu liefern, sondern auch zum
Nachdenken anzuregen“, führte Ulla Hahn vor vollen Reihen bei Felix Jud aus. So
ist das profunde Werk denn auch Bildungsroman, Entwicklungs- und
Liebesgeschichte in Einem.
Der Erfolg der beiden ersten Bücher (und bereits erschienene Lobeshymnen auf den dritten Band in der Presse) mögen sich auch dadurch erklären, dass die Identifikation mit Hilla und weiteren Protagonisten des Epos leicht fällt. „Mir schreiben viele Leser, die sich bzw. ihre eigene Lebensgeschichte im Buch wiedererkennen“, so die Autorin. Auch jene Leser, die sich für Sprache und ihre unterschiedlichsten Ausprägungsformen (Dokumentation, Bericht, Prosa, Lyrik) faszinieren, ist „Spiel der Zeit“ ein Lesegenuss.
Ein jeder ist herzlich eingeladen, den neuen Roman von Ulla
Hahn bei Felix Jud in Augenschein zu nehmen. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!