Am Ufer des Sacrower Sees nahe Berlin wird 1932 der Sportwagen des Dr. Erich Mühe entdeckt. Der Arzt ist über Nacht verschwunden und die Mordkommission deckt ein Leben mit Abgründen auf. Was passierte mit diesem angesehenen Arzt am Vorabend der Diktatur? Autor Oliver Hilmes stand Robert Eberhardt für ein kurzes Interview zur Verfügung:
Eberhardt: Sie sind bisher als Sachbuchautor in Erscheinung getreten. Wie kam es zu einem erzählenden Text und inwiefern sind dort historische Fakten mit Fiktion verbunden?
Hilmes: Ich bin von Hause aus Historiker und Geschichte zu rekonstruieren heißt auch Geschichten zu erzählen. Und deshalb ist mir das Erzählerische in meiner Arbeit schon immer sehr wichtig gewesen. Daher ist der Schritt von meinen bisherigen erzählenden Sachbüchern zu einer nun romanhaften Darstellung nicht weit gewesen. Die Geschichte beruht auf einer wahren Begebenheit und ich habe viel recherchiert, manches freilich aus dramaturgischen Gründen erdacht.
Eberhardt: Wie sind Sie auf dieses Thema aufmerksam geworden? Sie haben zuletzt einen Beststeller zur Olympiade 1936 veröffentlicht, sich illustren Figuren des 19. Jahrhunderts wie Cosima Wagner oder Bayernkönig Ludwig II. gewidmet. Wann spielt die Geschichte des Dr. Mühe?
Hilmes: Die Geschichte beginnt im Frühjahr 1932 und endet Anfang
der 50er-Jahre in Barcelona. Und das ist das Faszinierende daran: Dass sie sich
über 20 Jahre erstreckt, in mehreren politischen Systemen spielt - in der
Spätzeit der Weimarer Republik, der Nazizeit, der frühen Bundesrepublik und in
der spanischen Franco-Diktatur. Das ist ein wirklich faszinierender Plot. Auf
den Fall des Dr. Mühe aufmerksam geworden bin ich im Berliner Landesarchiv, als
ich dort die polizeiliche Ermittlungsakte gefunden habe.
„Das Verschwinden des Dr. Mühe“ ist auf der einen Seite
ein ungelöster faszinierender Kriminalfall, auf der anderen Seite aber auch
eine Erzählung über den Verlust von Anstand und Moral am Vorabend der
Diktatur. Das Sittenbild einer
verkommenden Gesellschaft, einer sich verdüsternden Zeit. Und es ist eine
Berlin-Saga, weil etwa die spezifischen Lebensumstände in der damaligen
Reichshauptstadt eine große Rolle spielen.
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