Mittwoch, 8. Juni 2016

Soirée im Zeichen des viktorianischen Londons

„Vergesst ‚Downton Abbey‘“, so betitelte die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) jüngst ihre Rezension zu Edward Bulwer-Lyttons Gesellschaftsroman „Was wird er damit machen? - Nachrichten aus dem Leben eines Lords“. Wohl wahr: Das etwa 1.500-seitige Werk ist feinste Unterhaltung für all jene, die lust-, leid- und intrigenschwangere Episoden lieben, angesiedelt im London des viktorianischen Zeitalters.

Und auch optisch hat das von der Arno Schmidt Stiftung bei Suhrkamp neu herausgegebene Werk einen gewissen Seriencharakter: Sechs Bände in einer Kassette gilt es buchstäblich zu "durchschmökern".  Nebst dem Protagonisten Guy Darrell, einem Großgrundbesitzer und einstigen Parlamentarier, machen in dem Roman etwa 50 weitere Personen ihre Aufwartung, mit all ihren Eigenarten, Vorlieben, Wünschen, Hoffnungen, Enttäuschungen und Schwächen. „ Also das pralle viktorianische Leben, garniert mit den Weisheiten des Erzählers, gewürzt mit Horaz-Zitaten, versüsst von wohldosiertem Sentiment und gekrönt von grossen dramatischen Szenen“, bringt es die NZZ treffend auf den Punkt. Im Kern geht es im Roman um die Frage, welche Handlungsmöglichkeiten den Menschen im gesellschaftlichen Gefüge des 19. Jahrhunderts bleiben.

Die von Arno Schmidt übersetzte Ausgabe wartet mit einer Besonderheit auf: Erstmals werden im Anhang die sogenannten „Anmerkungen des Übersetzers für den Hausgebrauch“ (AdÜfdH) mit veröffentlicht. Sie waren einst für die Gattin Schmidts bestimmt, die seine Übersetzungen Korrektur las.

Von dem britischen Schriftsteller Edward Bulwer-Lytton, der von 1832-1866 Parlamentsabgeordneter und anschließend auch Kolonialminister war, stammt übrigens die Bezeichnung Deutschlands als „Volk der Dichter und Denker“.

Am Dienstag, den 14. Juni, werden Joachim Kersten, Bernd Rauschenbach (der für die neue Suhrkamp-Ausgabe ein Nachwort verfasste) sowie Jan Philipp Reemtsma Passagen aus dem Werk Bulwer-Lyttons lesen. Die Veranstaltung ist ausgebucht. Wir freuen uns über das große Interesse und blicken einem spannenden Abend entgegen!

Donnerstag, 28. April 2016

Junge Literatur bei Felix Jud: Saša Stanišić liest aus "Fallensteller"


„Das Schreiben lief immer so nebenher“, sagte Saša Stanišić vergangenes Jahr einmal in einem Interview mit der Wochenzeitung DIE ZEIT. Bescheidene Worte für einen jungen Autor, der - Mitte Dreißig erst - bereits zahlreiche Literaturpreise erhielt, etwa den renommierten Alfred-Döblin-Preis und den Preis der Leipziger Buchmesse. Sein Debüt „Wie der Soldat das Grammofon repariert“ stieß seinerzeit international auf große Begeisterung. Nach „Vor dem Fest“ legt Stanišić nun mit dem „Fallensteller“ bereits sein drittes Werk vor.

Dabei hatte der junge Autor einst ganz andere Pläne: Nachdem er im Alter von 14 Jahren mit seiner Mutter aus Bosnien geflohen war, fand er im badischen Heidelberg eine neue Heimat. Obwohl er zunächst kein Wort Deutsch sprach, begann er bereits in seiner Heidelberger Schulzeit damit, Gedichte zu schreiben, die sein Lehrer anfänglich für ihn korrigierte. Folgerichtig reifte in Stanišić der Wunsch, selbst auch Deutschlehrer zu werden, um anderen jungen Menschen, Flüchtlingen aus Kriegsgebieten, helfen zu können. Leider - für die Schüler - aber zum Glück für die Literatur - kam es anders: Das Schreiben ließ Stanišić auch während seines Studiums der Slawistik und des Deutschen nicht los. Am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig perfektionierte er schließlich seine Schreibkunst und startete seine Karriere als Autor.

Nach zwei Romanen legt Stanišić nun einen Band mit Erzählungen vor. „Geschichten über Menschen, die Fallen stellen, Menschen, die sich locken lassen, Menschen die sich befreien - im Krieg und im Spiel, mit Trug und Tricks und Mut und Witz“, so beschreibt der Lichterhand Verlag das neue Buch „Fallensteller“. Am 10. Mai um 19 Uhr wird Stanišić bei Felix Jud aus den Erzählungen lesen und im Anschluss mit Ulrich Greiner über seine Faszination für Poesie und Prosa, die Liebe zur deutschen Sprache und seine persönliche Lebensgeschichte sprechen.

Ein besonderer Autor, dessen Vita gerade in Zeiten der Flüchtlingsproblematik aktueller denn je ist. Wir freuen uns, wenn Sie am 10. Mai zu dieser besonderen Soirée dabei sind, liebe Leserinnen und Leser und liebe Kunden und Freunde von Felix Jud!