Noch bis zum 26.9.2020 läuft bei uns die Ausstellung "Lichtspiele" von Hermann Reimer. Robert Eberhardt hat den Maler in seinem Berliner Atelier besucht.
Wer sich eine Landschaft oder ein "Baumporträt" von Hermann Reimer in die Wohnung hängt, kann sich einen Spaziergang sparen und in den heimischen vier Wänden "waldbaden". Intensiv ist das Licht- und Farbspiel, mit dem Hermann Reimer Naturstimmungen festhält. Er versteht es meisterhaft, das selbst für Fotografen schwer zu fassende, diffuse "Waldlicht" einzufangen: den starken Hell-Dunkel- Kontrast von Sonnenstrahlen und schattigen Partien, das durch das Blätterwerk gefilterte und durchgrünte Licht, die changierenden Optiken auf moosigem und belaubtem Waldboden. Zudem schwingt das Mythologische des Waldes stets mit: der Raum des Märchens, das Nicht-Urbane, das romantisch Geheimnisvolle. Die unbändige Kraft der Natur, das Sprießen und Durchdringen der unaufhaltsamen Pflanzenwelt, angefeuert von Licht und Sonnenkraft, schreibt sich in seine Bilder ein. Man versteht den Wald als Raum, der ganz anderen Gesetzen folgt wie Architektur und Wohnraum.
Viele seiner kleinformatigeren Bilder malt Hermann Reimer im Freien. Als Meisterschüler von Klaus Fußmann steht er der realistischen wie naturverbundenen Malergruppe nahe, die mit Christopher Lehmpfuhl und Till Warwas derzeit ihre bekanntesten Vertreter findet. Große Formate fertigt Hermann Reimer in seinem Atelier in Berlin an, in einem alten Fabrikgebäude, das als Solitär auf freier Fläche nahe der Stadtautobahn steht und vom Senat komplett an Berliner Künstler vermietet wird.
Hier entstehen auch Bilder mit Spiegelmotiven - neben Walddurchsichten eine bildnerische Spezialität von Reimer. In ungewöhnlichen Bildausschnitten zeigt er Landschaften in ihren anteiligen Spiegelungen in Wasseroberflächen von Seerosenteichen, Tümpeln oder Kanälen. Es ist das Robuste der Natur, das Materielle, die Konstruktion, was Reimer zu interessieren scheint. Nicht der liebliche, klassisch gesehene Landschaftssauschnitt, sondern die ungewohnte, ausschnitthafte Perspektive, in deren Zufälligkeit sich die starke, unverstellte Landschaft zeigt. Deshalb wirken seine Bilder: als ästhetischer Kraftausdruck der Natur.
Die Ausstellung "Lichtspiele" ist bei uns am Neuen Wall 13 noch bis zum 26.9.2020 zu sehen, von Montag bis Samstag 10 bis 18 Uhr.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen