Urlaub und Reisen in Deutschland - unser Mitarbeiter Marcus Dahmke hat Hamburg verlassen und den Kiwi-Verlag in Köln besucht:
Leere Flure, verwaiste Zimmer, stickige Konferenzräume. Was
sich so dramatisch anhört, war und ist teilweise noch traurige Verlagsrealität.
Am Freitagnachmittag sind die Verlagsräume von Kiepenheuer
und Witsch nahe des Kölner Doms leer – typisch für einen Freitag; gleichzeitig
ist in diesem Sommer nur wenig wie immer.
Mirjam Mustonen, Key Accounterin im Vertrieb, erzählt vom
Alltag in Corona-Zeiten, während wir durch das nahezu menschenleere Stockwerk gehen; vorbei an geöffneten Türen, Glaskästen mit
Lizenzausgaben von z.B. Frank Schätzing, Autorenfotos und (nur scheinbar!)
wahllos zusammengestellten Bücherbergen.
Bei Kiepenheuer & Witsch hat man auf die schwierige Zeit
flexibel reagiert. Homeoffice und Arbeiten im Verlagsgebäude – für jede
Mitarbeiterin und jeden Mitarbeiter wurde die Lösung gefunden, die zur Lebenslage passt und ein
erfolgreiches und sicheres Arbeiten garantiert.
Wichtig beim Arbeiten im Verlag sei vor allem, dass die
Sicherheitsabstände und Gesundheitsmaßnahmen eingehalten werden können. Risikos
minimieren und MitarbeiterInnen schützen ist oberstes Gebot.
Viel Abstimmung ist nötig in diesen Tagen, immer noch: nicht
nur verlagsintern, sondern auch mit dem Handel, den Großhändlern und der
Auslieferung in Hamburg. Zum Glück gibt es inzwischen wieder so etwas wie einen
Alltag.
Mitte März sah die Situation noch ganz anders aus. Viele
Buchhandlungen haben ihre Aufträge storniert, Kontaktpersonen waren nicht
erreichbar, niemand konnte sagen, wie es in den nächsten Tagen, Wochen, Monaten
weitergehen wird. Die ganze Arbeit, die in die Vorbereitung der Leipziger
Buchmesse gesteckt worden ist, konnte durch die Absage nicht mehr umgesetzt
werden, berichtet Mirjam. Für die Frankfurter Buchmesse, die im Herbst
stattfindet, plane man nun mit einem Online-Programm. Einen Messestand wird der
Verlag in diesem Jahr dort nicht haben. Man kann sich nicht 100-prozentig
darauf verlassen, dass bis dahin alles überstanden sei. Wie um ihre Worte zu
belegen, strömen hinter den Fenstern der Arbeitsräume des Verlages auf dem
Bahnhofsvorplatz und am Kölner Dom Menschenmengen durch die Stadt.
Wahrscheinlich ist diese kurzfristige Lösung wirklich die einzig richtige
Entscheidung. Auch wenn das neue Format mit viel zusätzlicher bzw. ungewohnter
Arbeit verbunden ist...
Die Umstellung zum Homeoffice sei anfangs durchaus ein
Kraftakt gewesen, Programme mussten installiert, Hardware zur Verfügung
gestellt, die Datensicherheit garantiert werden; einiges ließe sich trotzdem
nicht ohne Probleme von zuhause aus richten. Zusammenarbeit sei das Zauberwort
... und Erreichbarkeit. Viele Probleme, die man selber aus dem Arbeitsalltag
der letzten Monate kennengelernt hat, spricht Mirjam an. Und die vielen
erfolgreichen Lösungen.
Zum Abschluss wenden wir uns vor der Bücherwand in ihrem Arbeitszimmer,
natürlich mit 1,5 Meter Abstand, dem Herbstprogramm zu. Der neue Meyerhoff ist
schon im Druck, Thomas Hettches neuer Roman wird gespannt erwartet (mich
eingeschlossen).
Länger reden wir über die ehemalige Top-10 Weltranglisten
Tennisspielerin Andrea Petković, von der Kiepenheuer und Witsch ihre ersten
autofiktionale Erzählungen herausbringen wird. „Zwischen Ruhm und Ehre liegt
die Nacht“ heißt der Band, der Anfang Oktober in diesem Jahr erscheinen wird.
Vieles aus ihrem eigenen Leben soll Petković verarbeitet haben, humorvoll und
literarisch verdichtet, kleine Parabeln eines Sportlerinnenlebens. Also nicht
nur für Tennisliebhaber ein interessantes Buch; schließlich gehe es auch im
Leben immer wieder um Sieg und Niederlage und (vielleicht passender in dieser
Zeit): um seltene Glückmomente. Wir dürfen gespannt sein. Ich bin es auf jeden
Fall!
Ganz herzlichen Dank an Dich, Mirjam, für die Einladung und den herzlichen Empfang (sogar in den Verlagsräumen, womit ich in Corona-Zeiten nicht gerechnet habe) und die ausführlichen Antworten auf meine vielen Fragen. Dieser kleine Bericht wird dem Umfang nur in Ansätzen gerecht.
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