Ein neuer Verlag! let's sea - gegründet von Marc Bielefeld und Rike Sattler. Im ersten Buch schildern Sie das Schiffsunglück der Adelheid. Von jedem verkauften Buch gehen zwei Euro an die Seenotretter. Wir haben mit Gestalterin Rike Sattler gesprochen.
Robert Eberhardt: Das Buch heißt „Der Untergang der Adelheid“, wer oder was ist Adelheid und warum geht sie unter?
Rike Sattler: Es geht um ein Schiffsunglück, ich
glaube wohl das dramatischste Schiffsunglück, das es in der Nordsee je gegeben
hat. Es ist 1960 und die junge, frischgebackene Familie Meiners ist unterwegs
mit einer Kohleladung, kommt auf der Nordsee Ende September in Seenot und, wie
man es sich nicht vorstellen kann, werden alle ihre Notsignale von den Menschen
falsch interpretiert. Sie halten sie zum Beispiel für Marineübungen. So wird
dieses Schiff von der Flut überspült, die Familie muss in die See gehen, nur
Frau Meiners überlebt dieses Schicksal.
Eberhardt: Frau Meiners lebt ja auch heute noch, oder?
Sattler: Genau.
Eberhardt: Wie sind
Sie denn auf dieses Schicksal aufmerksam geworden? Ist das eigentlich etwas
Besonderes, dass ein Schiff untergeht oder passierte das in diesen Jahren, oder
auch heute noch, öfter? Das ist mir als Neu-Hamburger noch nicht so bekannt. Es gibt
ja auch ein Denkmal für die auf See gebliebenen, also gehört das zur Seefahrt
dazu?
Sattler: Ja, das gehört zur Seefahrt dazu, das gab es schon immer, früher natürlich öfter. Große Schiffe, die Ware transportiert haben, sind zum Beispiel früher ums Kap Horn gefahren. Von denen sind viele Kapitäne, gerade aus dem Emsland, losgesegelt. Dann gingen die Schiffe einfach unter und man hat von ihnen nie wieder etwas gehört... Das ist schon an der Tagesordnung, da die See natürlich ihre Opfer fordert. Das Segeln kann schön, aber auch ganz schrecklich sein, wenn man in Sturm gerät.
Dieses Unglück, als die Adelheid überspült wurde, war schrecklich, Frau Meiners
trieb 14 Stunden lang in der Nordsee, bis die Seenotretter sie gefunden haben.
Eberhardt: Haben
die Retter sie auf einem Stück Holz gefunden, oder trieb sie einfach im Wasser?
Sattler: Sie ist da einfach so getrieben,
mit einer Rettungsweste, die es auch heute noch in Rhauderfehn, in dem Fehn-und
Schifffahrtsmuseum gibt. Sie hatte ihr totes Baby auf dem Bauch und ihren toten
Mann an einem Seil. Die beiden anderen Mitglieder, die mit unterwegs gewesen
sind, wurden nach zwei Wochen vor Helgoland angespült und von einem anderen
Frachter gefunden.
Eberhardt: Von Frau Meiners gibt es ein eindrückliches Foto in dem Buch. Haben
Sie sie auch interviewt und gesprochen?
Sattler: Genau, das hatte Mark Bielefeld
gemacht. So sind wir überhaupt auf das ganze Thema gestoßen: Er sollte für die
Seenotretter, diese bringen jedes Jahr ein Jahrbuch mit interessanten
Geschichten heraus, Frau Meiners und Herrn Zeh, ihren Seenotretter, interviewen.
Die beiden sind schon hochbetagt, Herr Zeh ist leider jetzt bereits verstorben.
Er hat die beiden interviewt, mit ihnen gesprochen und sich gedacht, dass diese
Geschichte für einen Artikel eigentlich zu schade ist. Er hat mir davon auch
erzählt und wir haben uns entschieden, einfach mal ein Konzept für dieses
mögliche Buch zu machen. Wir haben die Seenotretter gefragt, ob sie uns da
unterstützen, also mal mit uns zur Unglücksstelle herausfahren, uns mit
Spezialwissen versorgen, denn es gibt zum Beispiel verschiedene Sandarten auf
dem Meeresgrund, weswegen sich die Adelheid auch sehr schnell eingegraben hat,
als sie auf Grund gelaufen ist. Da gibt es viel Fachwissen, womit sie uns viel weiterhelfen
konnten.
Eberhardt: Vielleicht
könnten Sie noch etwas zur Gestaltung sagen, also was macht das Buch aus? Und was war Ihre Idee bei der Verlagsgründung?
Sattler: Marc Bielefeld und ich sind beide
Segler, haben somit eine große Leidenschaft für die See und das Meer und so
wollten wir dieses Thema bei uns in den Fokus rücken, vor allem in Verbindung
mit stillen Geschichten. Die Geschichte der Adelheid kannte man vorher nicht. Wenn man früher „Adelheid“ bei Google eingegeben hat, konnte man überhaupt
nichts zu diesem Schiffsunglück finden. Solchen Geschichten wollen wir uns
widmen.
Eberhardt: Es
handelt sich aber nicht ausschließlich um Untergangsgeschichten, die Sie bei let's sea herausbringen möchten?
Sattler: Nein, nicht nur Untergangsgeschichten. Das ist natürlich zur Zeit sowieso nicht so einfach, mit einer solchen Geschichte zu kommen, obwohl natürlich in diesem Untergang auch eine Rettung steckt. Das ist uns immer wichtig, dass das herauskommt. Außerdem natürlich die Spende an die Seenotretter, damit sie weiter daran arbeiten, den Menschen zu helfen, wenn sie auf See in Not geraten.
Zur Gestaltung des Buches: Ich bin auf dieses Format gekommen, weil Frau Meiners, bei der wir natürlich auch öfter schon Zuhause in Rhauderfehn waren, so ein Fotoalbum, wirklich in diesem Format, hat. Dort sind ihre einzigen Fotos von ihrem Mann, ihrem Kind und auch von dem Leben an Bord. Dann haben wir die Geschichte in sieben Kapitel unterteilt, diese werden durch Meeresfotos getrennt, die wir auf der Nordsee gemacht haben.
Mein Kollege ist mit einem Segelboot die ganze Region abgefahren, dabei sind viele Bilder entstanden und damit wollten wir alles noch untermalen und diese Geschichte, die natürlich auch dramatisch ist, etwas unterteilen. Ich habe versucht, mich bei der Gestaltung zurückzuhalten, also relativ klar zu gestalten, damit der Leser nicht abgelenkt wird, ihn also gut durch die Seiten zu tragen, aber nicht durch aufregende Gestaltung abzulenken.
Das Buch gibt es bei uns am Neuen Wall 13 für 29,90 Euro.
Mehr zum Projekt: Adelheid - Lets Sea (lets-sea.com)
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